MuD Salatsorten

Wiedereinführung alter Salatsorten in die regionale Vermarktung (Modell- und Demonstrationsvorhaben)

Der VERN und die Berliner Humboldt-Universität erprobten in einem gemeinsamen Modell-Projekt die On farm Erhaltung von alten Salatsorten (Lactuca sativa).

Gefördert vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Projektlaufzeit: Projektlaufzeit: 12/2006 bis 03/2009

Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über die Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE), Förderkennzeichen: 05BM007; Projektlaufzeit: 01.12.2006 bis 31.03.2009.

Der VERN und die Berliner Humboldt-Universität haben in einem gemeinsamen Modell-Projekt die On farm Erhaltung von alten Salatsorten (Lactuca sativa) erprobt.

Projektleitung und Bearbeitung:

Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. Susanne Huyskens-Keil, Dr. Cornelia Lehmann, Dipl. Ing. agrar. Gunilla Lissek-Wolf

Projektpartner:

  • Humboldt-Universität zu Berlin, Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät, Institut für Gartenbauwissenschaften, Arbeitsgruppe: Produktqualität/Qualitätssicherung
  • Verein zur Erhaltung und Rekultivierung in Brandenburg e.V. (VERN e.V.)
Präsentation historischer Salatsorten auf den Versuchsflächen der Humboldt-Universität in Berlin-Dahlem, 2008


Im Rahmen des Projektes wurden auf der Versuchsfläche der Humboldt-Universität in beiden Jahren 57 Lactuca-Sorten aus Genbankbeständen einer Anbauprüfung unterzogen. Zudem konnten zehn regionale Gartenbaubetriebe aus Berlin und Brandenburg dafür gewonnen werden, 24 der alten Sorten jeweils im Frühjahr, Frühsommer, Sommer oder Herbst anzubauen. Ziel war es, die Anbau- und Vermarktungseignung der Sorten unter Praxisbedingungen zu überprüfen. Die Betriebe erhoben dabei Daten zu Anbauverhalten, Erträgen und Vermarktungsfähigkeit und führten jeweils eine Sortenbewertung durch. So ergänzten die im Betriebskreislauf erhobenen Daten die wissenschaftlichen Versuche und dienten der Auswahl geeigneter Sorten für die On farm Erhaltung im Erwerbsgartenbau oder im Kleingarten.

Wie die Untersuchung ergab, eignen sich die geprüften alten Sorten vor allem für den Anbau auf extensiven Betrieben mit Direktvermarktung oder im Kleingarten. Den Anforderungen des großflächigen und intensiven Anbaus oder entsprechenden Ansprüchen des Handels können sie nicht gerecht werden, da die alten Sorten mit den zarten Blättern nach dem maschinellen Waschen oder im Selbstbedienungsregal leicht Schäden davon tragen. Die Ansprüche an die Qualität und auch die Menge des Saatguts sind im Erwerbsgartenbau erheblich größer als im Kleingartenanbau. Hier müssen in der Erhaltungsarbeit durch den VERN die Methoden der Saatgutvermehrung von Salat noch weiterentwickelt werden.

Anbaufläche des extensiven Gartenbaubetriebs Hofe am Weinberge in Bornow, 2008.

In der Untersuchung der Humboldt-Universität wurde zudem mit einer Befragung von Konsumenten, Kleingärtnern, Gemüsebaubetrieben und Händlern das Marktpotential von alten Sorten erfasst, sowie die Vermarktungsfähigkeit geprüft. Der Vermarktungserfolg war dabei in Berlin sehr viel höher als in der ländlichen Region Brandenburgs, insbesondere durch die Stammkunden der in Berlin direktvermarktenden, ökologisch anbauenden Betriebe. Ökologisch orientierte Verbraucher erwiesen sich als eine geeignete Zielgruppe, um das Kundeninteresse zum Kauf von Sortenraritäten zu wecken.

Durch den VERN ist bislang Saatgut von insgesamt 59 Sorten aus Genbankbeständen vermehrt worden. Damit wurde eine Gebrauchssammlung für die On farm Erhaltung aufgebaut. Aufgrund der Untersuchung kann im Compendium, dem „Katalog für seltene Kulturpflanzen“ des Vereins, eine Auswahl geeigneter Erhaltungssorten mit Sortenbeschreibungen für extensive, direktvermarktende Gartenbaubetriebe und für den Kleingartenbereich angeboten werden.

Großflächiger Anbau von ‚Rehzunge’ und ‚Chinesischer Keule’ auf dem Biolandbetrieb Zielke in Brandenburg für die Naturkosthandelskette Bio Company in Berlin, 2008.

Dass alte Gemüsesorten wieder angebaut werden, ist unter anderem dem Einsatz von engagierten Gartenbaubetrieben zu verdanken. Wichtigster Faktor ist hierbei die Akzeptanz eines Rentabilitätsrisikos, denn der Anbau alter Sorten ist weniger sicher, als der moderner Sorten. Ebenso wesentlich aber ist die persönliche Einstellung, dass die Kulturpflanzenvielfalt erhalten werden muss, und auch die Bereitschaft zu zusätzlichem Aufwand, wie dem versuchsweisen Anbau alter Sorten.

Zu empfehlen ist, die Saatguterzeugung, durch den Aufbau eines Netzwerkes zur On farm Bewirtschaftung und mit Hilfe partizipativer Züchtung auf ein breiteres Fundament zu stellen, um genügend Saatgut zur Verfügung stellen zu können. Weiterhin erfordert das On farm Management alter Sorten ein Mindestmaß an Erhaltungszüchtung, um die Besonderheit der Sorten zu bewahren und die Saatgutqualität zu sichern.

Ebenso sind zur Unterstützung der On farm Bewirtschaftung Hinweise zur optimalen Kulturführung für Erhaltungssorten zu erarbeiten.

Die Ergebnisse der Sortenevaluierungen des Projektes sind in der Sortenbroschüre „Die Vielfalt alter Salatsorten – eine Dokumentation“ veröffentlicht.
Sie enthält Sortenbeschreibungen mit Angaben zu Anbauzeiträumen und ist damit praktische Anregung und Entscheidungshilfe für den Anbau von alten Salatsorten im Erwerbsgarten oder im Hobbybereich. Die Sortenbroschüre beinhaltet außerdem einen Leitfaden für die fachgerechte Saatgutvermehrung von Salat unter den Praxisbedingungen kleiner Gartenbaubetriebe oder im Hobbygarten.


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