Foto: Eröffnung (Quelle: Miroslau)
Eröffnung des Seminarhauses „Kulturpflanzen & Vielfalt“
am 9. September 2022
Nach fünf Jahren Bauzeit feierte der VERN am 9. September die Eröffnung des Seminarhauses „Kulturpflanzen & Vielfalt“ und nahm es somit offiziell in Betrieb. Zur Feier geladen waren unsere Spenderinnen und Spender, die Förderinstitutionen, die den Bau finanziell möglich gemacht haben, die ausführenden Firmen und Handwerksbetriebe, sowie alle, die an der Planung und Baudurchführung beteiligt waren.
Fotos: Die Gäste treffen ein | Die Eröffnungsfeier beginnt (Quelle: Miroslau)
Fotos: Vereinsvorsitzende Cornelia Lehmann | Gäste der Eröffnungsfeier (Quelle: Miroslau)
Bei Sonnenschein versammelten sich die Gäste im Hof. In ihrer Rede hob die Vorsitzende die wunderbar gelungene Instandsetzung des Hauses hervor. Damit hat der VERN endlich repräsentative Räume für seine Veranstaltungen und Bildungsangebote – 26 Jahre nach Vereinsgründung. Der VERN ist als Bauherr sehr zufrieden damit, dass der Plan, die historische Substanz des Hauses so weit wie möglich zu bewahren und die Schwarze Küche als Kulturdenkmal im Zentrum des Hauses sichtbar und erlebbar zu machen, so überzeugend verwirklicht wurde. Das denkmalgerecht sanierte Haus ist ein attraktiver Blickfang, mit dem auch ein Stückchen des historischen Straßenbilds in Greiffenberg wieder erstanden ist.
Im Rückblick auf die Bauphase rief die Vorsitzende die unerwarteten Herausforderungen, die zu bewältigen waren, ins Gedächtnis. Der Rückbau von Verkleidungen und Umbauten brachte Überraschungen zu tage. So laufen die Holzbalken der Decke durch den zentralen Bereich des Kamins der „Schwarzen Küche“, was eine ungewöhnliche Konstruktion für „Schwarze Küchen“ in der Region ist. Zum Problem wurde das, weil die Holzbalkendecke angegriffen war und saniert werden musste, aber ohne Eingriffe am Kamin der „Schwarzen Küche“, der intakt bleiben sollte. Als verantwortlicher Architekt fand Herr Krassuski eine kreative Lösung dafür. Die maroden Balkenköpfe wurden an beiden Seiten ausgetauscht. Mit Hilfe einer Stahlkonstruktion wurden die neuen Balkenköpfe mit den Bestandsbalken verbunden. Damit konnten ohne baulichen Eingriff am Kamin der „Schwarzen Küche“ dreiviertel der Holzbalken erhalten werden.
Beim Rückbau weiterer Verkleidungen wurden in den Kaminmauern der „Schwarzen Küche“ auch mehrere Feuerstellen oder deren Relikte freigelegt, mit denen niemand gerechnet hatte. Dies regte dazu an, die Planung hier zu ergänzen und die Feuerstellen sichtbar und auch nutzbar zu machen. So wurde die ursprüngliche offene Kochstelle mit Herdglocke rekonstruiert und ein Hinterladerofen gebaut, der im Seminarraum als Backofen dienen kann.
Fotos: Frau Weber nimmt den Dank für die Holzmanufaktur Weber entgegen | Dank an Herrn Benjowski, Firma Historische Bauwerkstücke (Quelle: Rebele)
Auch die Straßenfassade und die östliche Giebelwand bargen Überraschungen. Unter dem abgeschlagenen Putz befanden sich entgegen der Erwartung keine Fachwerkwände, sondern Ziegelmauern. Besonders interessant sind dabei die Ziegelsteine der Straßenfront. Sie haben das Klosterformat und wurden wohl vor ca. 200 Jahren von den damaligen Bauherren aus den Mauern der Burg Greiffenberg besorgt. Man kann somit sagen, dass dieses Haus eine sehr enge Beziehung zur Burg hat, enger als es die Adresse Burgstraße vermuten lässt.
Ein ganz besonderes Highlight während der Bauphase waren die beiden Lehmbaukurse im Sommer 2018. Sie fanden unter der Leitung von Herrn Krassuski und dem Lehmbauer Herrn Bocian als erste Bildungsveranstaltungen im Haus statt (siehe auch VERN Newsletter Dezember 2018). Diese Kurse machten es möglich, sehr arbeitsaufwendige traditionelle Lehmbautechniken anzuwenden. Zum Beispiel wurden Strohlehm-Wickelstaken für die Holzbalkendecke und die Ausfachungen des Fachwerks der Hof- und Giebelfassaden hergestellt und eingebaut.
Das Fachwerk der Fassaden ist also tatsächlich in traditioneller Lehmbautechnik entstanden und das sieht man auch. Man sieht es zwar nicht, aber für die Strohlehm-Wickelstaken wurde Stroh von Champagnerroggen genutzt. Das passt sehr gut zum VERN, eine traditionelle Getreidesorte und traditionelle Lehmbautechniken als Elemente der Fassade.
Der VERN als Bauherr, Herr Krassuski als Architekt und die ausführenden Baufirmen haben den ursprünglichen Plan, die historische Substanz des Hauses so weit wie möglich zu bewahren, sehr erfolgreich umgesetzt. Das zeigt auch der Denkmalpreis des Landes Brandenburg, mit dem wir für die denkmalgerechte Sanierung ausgezeichnet wurden.
Darüber hinaus leistet die denkmalgerechte Sanierung einen Beitrag zum Klimaschutz. Dies belegt die Berechnung im Projekt „CO2 Speicher Denkmalschutz“, die einen Speichereffekt von 90 Tonnen CO2 durch die Erhaltung historischer Bausubstanz und die Restaurierung mit historischen Baustoffen feststellte.
Dieser eindrucksvolle Erfolg hat viele Mütter und Väter: die Spenderinnen und Spender, die Förderinstitutionen, der Architekt Martin Krassuski, die ausführenden Firmen und viele Unterstützerinnen und Unterstützer. Ihnen allen dankte die Vorsitzende im Namen des Vereins. Weiterhin überreichte sie einigen Anwesenden für ihr großes Engagement als „Dankeschön“ Holzscheiben mit einer Widmung. Diese Holzscheiben stammten aus einem Originalbalken des Hauses, der der Statik nicht mehr entsprach und daher entfernt werden musste.
Fotos: Herr Krassuski mit eisernem Kesselhaken für die offene Kochstelle | Der Beigeordnete des Landkreises Uckermark, Herr Stornowski (Quelle: Miroslau)
Auch Herr Krassuski ergriff das Wort und schenkte dem VERN einen eisernen Kesselhaken (Sägehal) für die Kochstelle mit offenem Feuer und eine Kaffeeröstpfanne für die Küchenhexe im Dachgeschoss. Abschließend würdigte Herr Stornowski, der Beigeordnete des Landkreises Uckermark, die gelungene Sanierung im Rahmen der LEADER Förderung.
Foto: Dachgeschoss mit Ausstellungsvitrinen (Quelle: Miroslau)
Im Anschluss an die Reden wurde das reichhaltige Buffet eröffnet, das Frau und Herr Peters für die Feier vorbereitet hatten. Weiterhin hatten die Gäste Gelegenheit, das Haus gründlich zu besichtigen. Herr Krassuski führte durch die Räume und erläuterte ausführlich die Details der Sanierungsarbeiten und die Rekonstruktion der verschiedenen Feuerstellen. Schließlich ging es bis in den Spitzboden hinauf, wo über den Zugang des Schornsteinfegers ein Blick in den Kamin der Schwarzen Küche geworfen werden konnte.