Tomatensorte Johannisfeuer

Tomatensorte Johannisfeuer (syn. Geisenheimer Frühtomate)

Heinz-Dieter Hoppe

Ende der 1890er Jahre wurde eine Tomatenpflanze mit mäßigem Wuchs, verhältnismäßig schwacher Belaubung und hohem Ertrag in Geisenheim (Königliche Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim a. Rh.) gefunden. Diese zeichnete sich durch einen sehr frühen Ernteeintritt aus, bereits Mitte Juli, für die damalige Zeit eine hervorragende Eigenschaft. In den Folgejahren wurde dieser Genotyp züchterisch bearbeitet und als ‘Geisenheimer Frühe’ bzw. ‘Geisenheimer Frühtomate’ bezeichnet. 1902 wurde erstmals auf eine Ähnlichkeit mit ‘Ficarazzi’ hingewiesen. 1906 wurde bestätigt, dass diese Varietät eine Selektion aus der zuvor genannten Sorte war (Abb. 1).

Abb. 1: Sortenvergleich ‘Ficarazzi’ und ‘Johannisfeuer’

Abb. 2: Stabtomate ‘Johannisfeuer’

In der Zwischenzeit hatte ein unbenannter Saatguthändler eine Sorte ‘Johannisfeuer’ als verbesserte Geisenheimer Frühtomate auf den Markt gebracht. Die neue Sorte sollte kaum noch Rippung aufweisen. In einem groß angelegten Versuch von jeweils 500 Pflanzen aus Originalsaat wurden ‘Johannisfeuer’ und ‘Geisenheimer Frühtomate’ 1906 in der Königlichen Lehranstalt verglichen. Im Ergebnis konnten keinerlei Unterschiede zwischen beiden angeblich verschiedenen Sorten festgestellt werden. Auch die Rippung war noch vorhanden, also ein Plagiat.

1908 wurde durch die Geisenheimer Züchter die echte ‘Verbesserte Geisenheimer Frühtomate’ auf den Markt gebracht. Sie zeichnete sich durch gleichmäßig runde Früchte aus, die Rippung war unbedeutend.

Die ‘Geisenheimer Frühtomate’ lebt als ‘Johannisfeuer’ fort. Als Mitarbeiter der staatlichen Lehranstalt machten die Geisenheimer Züchter nur wenig Werbung für ihre Sorte, für den Saatguthändler war das allerdings mit seiner ‘Johannisfeuer’ notwendig: Er musste damit sein Geld verdienen. Die Sorte ‘Verbesserte Geisenheimer Frühtomate’ gilt als verschollen.

Die Tomatensorte ‘Johannisfeuer’ (Abb. 2) ist als Rote-Liste-Sorte in den Pflanzengenetischen Ressourcen Deutschlands (PGRDEU) der historisch genutzten Gemüse eingetragen. Die Sorte wird im VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt) als Erhalterringsorte geführt.

‘Johannisfeuer’ ist eine Stabtomate. Ihre Blattform ist fiederblättrig, der Fruchtstand eine Doppeltraube. Sie ist eine mittelfrühe Sorte und meist ab Mitte Juli genussreif. ‘Johannisfeuer’ hat eine stark gerippte und platt bzw. breitrunde Fruchtform. Ihr normales Fruchtgewicht liegt zwischen 50 und 200 g (Fleischtomate). Die Fruchtfarbe der Schale ist ein typisches tomatenrot. Die Schale selbst ist glatt und weitestgehend platzfest. Sie kann gut als Salattomate verwendet werden. Ihr Geschmack ist würzig/aromatisch.

Nach oben scrollen