Neu beim VERN: Vigna-Bohne ‘Greiffenberger Afrikanerin’

von Cornelia Lehmann, Klaus Fleissner und Katrin Rust

Während bei uns heute die Gartenbohne (Phaseolus-Bohne) aus der neuen Welt als „Grüne Bohne“ oder „Weiße Bohne“ in der Nutzung weit verbreitet ist, ist ihre altweltliche Verwandte, die Kuhbohne (Vigna-Bohne) hier weitaus weniger bekannt. Der VERN hat bisher Saatgut von zwei Sorten Vigna-Bohnen vermehrt: ‘Liane’ (Vigna unguiculata) und eineAdzuki Bohne (Vigna angularis), die aus Asien stammt. VIgna Bohnen haben Phaseolus Bohnen gegen über den Vorteil, dass sie kein Phasein enthalten und deshalb auch ungekocht verzehrt werden können.

Alexander der Große brachte sie ans Mittelmeer

Die Kuhbohne entstammt der alten Welt. Nach Rehm (1989) soll sie in Afrika beheimatet sein. Vavilov (1951) nennt ein Genzentrum in Äthiopien und ein zweites in Hindustan. Die Pflanze wird seit altersher in Indien, aber auch in der Sudanzone, südlich der Sahara, kultiviert. Sie ist eine alte Kulturpflanze, die schon seit 2500/2300 v. Chr. im alten Ägypten kultiviert wurde (Körber-Grohne, 1994). Alexander der Große soll sie weit verbreitet und ins Mittelmeergebiet gebracht haben. Römer und Griechen bezeichneten sie als Phaseolus. Im westlichen Afrika ist sie mit vielen Wildformen, aber auch vielen Landsorten vertreten, die von afrikanischen Bäuer*innen gezüchtet wurden (Franke, 1985). Nach Amerika kam sie wahrscheinlich mit den Sklaventransporten (Arnon, 1972). Jetzt wird die Kuhbohne im Mittelmeergebiet bis nach Ungarn, in Afrika südlich der Sahara und in Südafrika, in Indien und Australien, in Südamerika vornehmlich in Brasilien und als Gemüsekultur in den Südstaaten der USA angebaut. In neuerer Zeit wird die Kuhbohne auch in Europa kultiviert, z. B. in Albanien, Ungarn u.a.

Vigna-Bohnen lieben´s warm

Vigna-Bohnen sind wärmeliebende Pflanzen. Da wir uns im Zeichen des Klimawandels langfristig auch darauf einrichten müssen, dass sich das Spektrum der Pflanzen wandelt, die wir hier in Zukunft anbauen und ernten können, ist es naheliegend bislang exotische Kulturpflanzen auf ihre Anbaueignung zu testen. Vor allem Kulturpflanzen der Subtropen rücken dabei ins Blickfeld, denn wie bei uns gibt es dort ca. 3 – 4 Monate geeignete Anbaubedingungen, den Rest des Jahres ist es dort zu trocken, hier zu kalt. Vor diesem Hintergrund begann Klaus Fleissner 2019 an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LFL) einen Anbauversuch mit Vigna-Bohnen, um zu testen, wie gut sie als wärmeliebende Pflanzen bei uns wachsen und ob sie eine Alternative beim Anbau von Leguminosen sein können.

In dem Versuch wurden 27 Herkünfte von Vigna-Bohnen aus dem IITA (International Institute of Tropical Agriculture) in Nigeria auf Anbaufähigkeit geprüft. 2019 erfolgte die Aussaat am 24. Mai, nach 10 Tagen waren die Pflanzen aufgelaufen. Einige Herkünfte kamen Mitte August zur Blüte, wurden Mitte September erntereif und zeigen damit potentielle Eignung für einen Anbau in unseren Breiten. Andere Herkünfte dagegen begannen erst im September mit der Blüte, gelangten nicht zur Erntereife und waren damit für unsere Umweltbedingungen ungeeignet.

Der Versuch an der LfL wurde 2020 weitergeführt mit den Herkünften, die 2019 zur Reife gelangt waren (Abb. 1 und 2). 2021 wird das Anbauspektrum mit weiteren Leguminosen der Subtropen erweitert (z.B. Erdnuss, Mungbohne u.a.)

Vier Herkünfte, die im Versuch 2019 potentielle Anbaueignung zeigten, wurden 2020 zusätzlich auch in Greiffenberg geprüft. Während die Direktsaat der vier Herkünfte ins Freiland misslang, entwickelten sich die Versuchsvariante mit im Gewächshaus vorgezogenen Pflanzen gut. Dafür wurden die Pflanzen am 18. Mai ausgesät und als Jungpflanzen am 3. Juni ausgepflanzt. Die grünen Hülsen waren ab der letzten Augustwoche erntereif, bzw. genussreif zur Nutzung als „grüne Bohnen“. Die Samen wurden Mitte September reif.

Aus dem Anbauversuch beim VERN wurde eine Herkunft als geeignet für den Hausgarten bewertet und für 2021 als ‘Greiffenberger Afrikanerin’ neu ins Sortiment genommen.

Ihre Erfahrungen sind gefragt!

Wir ermuntern nun alle Gärtner*innen, die diese Sorte anbauen, uns ihre Erfahrungen mitzuteilen.

  • Wie ist der Anbau gelungen?
  • Wie ist der Küchengebrauch?
  • Ist die Sorte als „Grüne Bohne“ oder besser nur als Trockenkochbohne geeignet?

Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen an info@vern.de schreiben mit dem Betreff “Vigna-Bohne”. Mit Hilfe Ihrer Erfahrungen können wir die Sortenbeschreibung der “Greiffenberger Afrikanerin” Stück für Stück ergänzen und Tipps zum optimalen Anbau zusammentragen.


Literatur

Arnon, J., 1972: Crop produktion in dry regions, II. 250-255. Leonard Hill, London.

Franke, W. 1985: Nutzpflanzenkunde, 3. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart

Körber-Grohne, U. 1987: Nutzpflanzen in Deutschland, Theiss Verlag, Stuttgart

Rehm, S., 1989: Vigna ssp. In: Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl., Bd. 4: Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 271-273. Verlag Ulmer, Stuttgart

Vavilov, N.J., 1951: The origin, variation, immunity and breeding of cultivated plants. Chronica Bot. 13, (1-6) 1-364


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